Sonntag, 8. Juni 2008

Salta, Nordwestargentinien, 3000km

Hallo zusammen, endlich mal wieder Neuigkeiten aus Suedamerika!

Nachdem wir unseren Spanisch-Crashkurs in Buenos Aires vor ein paar Wochen mit Bravour beendet hatten, brannten wir darauf, unser rollendes Heim so schnell wie moeglich aus dem Hafen zu kriegen und endlich loszubrettern. Aber nix da: die Suedamerikanische Buerokratie wollte uns (und unseren Agenten) offenbar einer genauen Probe unterziehen, bevor wir ihr schoenes Land unter die eigenen Raeder nehmen durften!
Das Ganze Theater nahm zeitweise laecherliche Formen an:
Zoellner: "Der ganze Stapel Papier muss durchnummeriert werden" (nach 10 Stunden am Hafen hatte sich da so einiges angesammelt)
Wir: "Ok, ist ne kleine Sache, hast du mal kurz einen Stift?"
Zoellner: "Neinnein, die Nummern muessen anschliessend von der Hafenbehoerde mit einem speziellen Stempel beglaubigt werden"
Mist, also zurueck zur Hafenbehoerde, die haben aber keinen solchen Stempel, und beglaubigen dies sogar mit Unterschrift. Zurueck beim Zoll (ca 5 Stunden spaeter)
Wir: "Die Hafenbehoerde hat keinen solchen Stempel, hier hast du ihre Unterschrift"
Zoellner: "Ist mir egal, ohne diesen Stempel gibts gar nichts!"
Wir: "Wo gibts denn sonst einen solchen Stempel?"
Zoellner: "Keine Ahnung!"
Wenn man bedenkt, wieviele solche Situationen wir am Hafen erlebt haben, erstaunt es auch nicht, dass uns das Ganze viel Zeit (3 Tage), viel Geld (1200 Usd) und viele Nerven (5 Kg) gekostet hat...
Aber geschafft ist geschafft, und inzwischen wissen wir von anderen Travellern, dass wir sogar noch gut weggekommen sind!!



Fuer uns war dann auf jeden Fall klar: So schnell wie moeglich raus aus der Stadt! Anschliessend verbrachten wir noch ein paar Tage bei Goetti Hugo, der vor kurzem nach Baradero, nahe Buenos Aires ausgewandert ist. Er und seine Frau Marlies freuten sich ueber alles, was wir ihnen aus der Schweiz mitbrachten und wir packten inzwischen unser Auto.
Da das Wetter nicht so mitspielte, frassen wir die 1000Km nach Mendoza in 2 Tagen. Dort, am Fusse der Anden, wurde das Wetter jedoch nur vermeindlich besser: Als wir mitten in der Nacht erwachten, war das prasselnde Regengeraeusch auf dem Dach verstummt und wir freuten uns. Doch morgens das boese Erwachen: 5 cm Schnee und schlotternde Knie unter der Freiluftdusche! Zudem wollte sich beim Auto der 1. Gang nicht mehr recht betaetigen lassen...

Das wars dann aber auch mit Bad News: Wir fanden einen guten Mecanico, der uns das verheizte Schwungrad der Kupplung innerhalb eines Tages fuer wenig Geld revidierte. Und seither koennte unsere Reise kaum besser verlaufen!
Wir folgten der atemberaubenden Andenkette Richtung Norden und konnten uns an der Landschaft kaum sattsehen, denn an dieser Ecke der Erde hatte Mutter Natur so richtig aus dem Vollen geschoepft! Auf groteske Mondlandschaften folgen farbenpraechtig Canyons, in deren Schluchten sich Oasen mit hunderten von farbenpraechtig Papageien verstecken.
Wir sind inzwischen so richtig "tranquillo" unterwegs, haben genuegend Zeit fuer Abstecher rauf in die Anden, Trekken, machen Ausfluege in die beruehmten Weingueter, brettern ueber einsame Schotterpisten und uebernachten irgendwo in der Wildnis. Die Menschen werden je aermer, je noerdlicher wir kommen. Trotzdem sind die Leute, deren indigener Einschlag immer deutlicher wird, ueberaus nett und gastfreundlich.
Inzwischen befinden wir uns in Salta auf dem Camping Municipal und freuen uns, mal wieder in T-Shirts rumlaufen zu koennen. Hier sind auch einige andere Traveller mit ihren Fahrzeugen gelandet und wir geniessen das allabendliche Asado und die Raeubergeschichten, die einem hier bei einer guten Flasche Wein am waermenden Lagerfeuer bis spaet in die Nacht aufgetischt werden...
Vermutlich werden wir in den naechsten Tagen mal einen Konvoi zusammenstellen und dann mit mehreren Fahrzeugen nach Bolivien rauffahren. Genaues wissen wir zwar noch nicht, aber der groesste Salzsee der Welt - der Salar de Uyuni - sowie der weitere Altiplano und La Paz stehen auf dem Programm. Auf der Hoehe werden wir dann das T-Shirt wohl oder uebel gegen die fetten Schlafsaecke tauschen muessen...


Beste Gruesse
Boris und Carla